[26.01.2017] Die Entzerrung des militärischen Fluglärms

Von einem Leser aus Nonnweiler

Nein, so ver­lau­te­te aus Krei­sen der­je­ni­gen Po­li­ti­ker, die sich – lei­der nur vor­ü­ber­ge­hend – we­nigs­tens an­satz­wei­se dar­an er­in­nern konn­ten, dass sie von den Bür­gern der Re­pu­blik u. a. dafür be­zahlt wer­den, Scha­den vom Vol­ke ab­zu­hal­ten, nein ei­ne wirk­lich gleich­mäßi­ge Ver­tei­lung des im Saar­land über­bor­den­den Fluglär­mes über das ge­sam­te Ge­biet der Bun­des­re­pu­blik sei nicht mög­lich. Mi­litäri­sche Er­for­der­nis­se stün­den dem ent­ge­gen. Ne­ben­bei: Was mi­li­tä­ri­sche Er­for­der­nis­se sind, meint natür­lich aus­sch­ließ­lich das Mi­li­tär be­stim­men zu kön­nen. Auch in Frie­dens­zei­ten. Ge­flis­sent­lich un­er­wähnt bleibt, dass eben in Frie­dens­zei­ten mi­li­tä­ri­sche Be­dürf- oder Er­for­der­nis­se nicht das al­lei­ni­ge Maß al­ler Din­ge sind.

Da­mit aber we­nigs­tens nicht im­mer al­lein nur ein Teil der Be­völ­ke­rung un­ter dem Lärm zu lei­den ha­be, so die Po­li­ti­ker wei­ter, sei­en acht Übungs­luft­räu­me über der Bun­des­re­pu­blik an­ge­legt wor­den. Und in die­se wür­de nun der Kampf­jet­lärm ver­teilt. Dann hol­te man zum ul­ti­ma­ti­ven Schlag aus: Zunächst stell­ten Po­li­ti­ker und Mi­litär fest, dass es mit der gleich­mäßi­gen Ver­tei­lung des Lärms we­nigs­tens in die acht Übungs­luft­räu­me tat­säch­lich nicht weit her sei. Ja, sie bestätig­ten so­gar, dass der Übungs­luft­raum über dem Saar­land, die TRA LAU­TER, über­mäßig be­las­tet ist. Und das soll­te nun geän­dert wer­den. So­gar zu ei­ner Di­rek­ti­ve konn­te man sich in Ber­lin durch­rin­gen. Ver­se­hen mit ei­ner klei­nen, net­ten Ein­schrän­kung. Das gin­ge natür­lich al­les nur, so­weit es mög­lich wä­re. Was mög­lich ist, ent­schei­det, Sie kön­nen es sich schon den­ken, das Mi­litär. Trotz­dem ge­lang­te die­se Di­rek­ti­ve auch zur Koor­di­nie­rungs­stel­le der Bun­des­wehr, PCA ge­nannt, die darü­ber ent­schei­det, wer wann wie lan­ge in wel­chem Übungs­luft­raum flie­gen darf.

Dann gab man pres­se­wirk­sam noch ein paar Sta­te­ments zum Bes­ten in dem Te­nor, man wür­de sich selbst­ver­ständ­lich wei­ter für ei­ne Re­du­zie­rung des Lärms in der TRA LAU­TER ein­set­zen und sei in stän­di­gem Aus­tausch mit Ber­lin. Außer­dem wür­de nur so­viel ge­flo­gen, wie un­be­dingt nötig sei. Was nötig ist, auch das wer­den Sie sich schon ge­dacht ha­ben, ent­schei­det natür­lich wie­der­um das Mi­litär. Da­nach aber, am En­de der ei­ge­nen Kräf­te an­ge­langt, sank man in den si­cher­heits­hal­ber schon be­reit­ge­stell­ten Ses­sel. Und war sehr mit sich zu­frie­den ob der mal wie­der ge­lun­ge­nen Ab­wie­ge­lei und dem Für-dumm-Ver­kau­fen der Bür­ger.

Wir dür­fen nicht un­er­wähnt las­sen, dass es Po­li­ti­ker gab und gibt, die sich wirk­lich für die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen und den Schutz der Be­völ­ke­rung ein­set­zen. Al­ler­dings gehören sie nicht den „großen Volks­par­tei­en“ an, son­dern sind eher grün an­ge­haucht oder gar so link(s), ih­ren Auf­trag ernst zu neh­men. Sol­che Ein­stel­lun­gen sind bei de­nen, de­ren vor­nehms­te Auf­ga­be es zu sein scheint, an den Fleisch­trö­gen zu blei­ben und an­sons­ten nur mil­de zu lächeln und al­les aus­zu­sit­zen, wenn über­haupt nur noch in Res­ten zu ent­de­cken. Ja, es mag so­gar sein, dass Tei­le des Mi­litärs ei­ne Art Bemühen an den Tag ge­legt ha­ben, et­was zu än­dern. Doch die­se ver­stän­dis­vol­le Ein­stel­lung konn­te sich nicht durch­set­zen.

Und nun? Nichts und nun. Seit De­zem­ber stei­gert sich kon­ti­nu­ier­lich der Lärm in der TRA LAU­TER. Zum Aus­gleich und zum Be­weis, wie sehr man sich der Sor­gen der Be­völ­ke­rung an­nimmt, wur­de das Be­schwer­de­te­le­fon im In­nen­mi­nis­te­ri­um des Saar­lan­des ab­ge­schal­tet. Bei der FLIZ, der Fluglärm­in­for­ma­ti­ons­zen­tra­le der Bun­des­wehr, hat man sich hin­ge­gen ge­wapp­net. Man tauscht in mehr oder min­der re­gel­mäßi­gen Abstän­den die Her­ren aus, die am Te­le­fon die Be­schwer­den der Be­völ­ke­rung ent­ge­gen­neh­men sol­len. Je­dem Neu­ling wird, so scheint es zu­min­dest, in ei­nem Lehr­gang bei­ge­bracht, was er zum Ab­wim­meln der Be­schwer­den den An­ru­fern sa­gen soll. Und so wer­den die im­mer sel­ben „Ar­gu­men­te“, tw. auf­po­liert mit neu­en, noch aben­teu­er­li­che­ren Aus­flüch­ten, zu Gehör ge­bracht, warum nicht über der Nord­see, nicht über der Ost­see, nicht in der TRA SACHSEN, kaum in der TRA MÜNSTERLAND und deut­lich we­ni­ger als in der TRA LAU­TER in den ver­blei­ben­den TRAs geübt wer­den kann. Das neues­te, an Ge­nia­lität kaum zu über­bie­ten­de „Ar­gu­ment“ ist, man brau­che einen „Emer­gen­cy-Air­port“ in der Nähe, auf dem man lan­den kön­ne, wenn es nötig wä­re. Wenn nun z.B. über der Nord­see Ne­bel sei, kön­ne man einen sol­chen Flug­platz nicht fin­den. Mit Ver­kehrs­flug­zeu­gen schon, auf­grund der in ih­nen ein­ge­bau­ten In­stru­men­te, mit Jagd­bom­bern aber nicht. Es bleibt je­dem über­las­sen, sich vor­zu­stel­len, wie das dann im Ernst­fall aus­se­hen wür­de.

Wenn schon Po­li­tik und Ent­schei­dungs­trä­ger des Mi­litärs wei­te­ren Ein­satz zum Woh­le der Be­völ­ke­rung für un­sin­nig er­ach­ten, in Ar­beits­grup­pen und Fluglärm­kom­mis­sio­nen le­dig­lich kör­per­lich an­we­send sind und von ih­nen nichts wei­ter zu er­war­ten ist, könn­te ja die Koor­di­nie­rungs­stel­le der Bun­des­wehr Em­pa­thie zei­gen und kraft ih­res Am­tes An­trä­ge der je­wei­li­gen Flie­ger­hors­te eben so gleich­mä­ßig ver­tei­len, wie das ge­for­dert wur­de. Könn­te. Doch auch da ist bis­her kei­ner­lei Ent­ge­gen­kom­men zu ver­zeich­nen. Pla­nun­gen wer­den über den Hau­fen ge­wor­fen, län­ge­re Lärm­beläs­ti­gung bil­li­gend in Kauf ge­nom­men, das Voll­stop­fen der TRA LAU­TER mit im­mer mehr Lärm als er­stre­bens­wert an­ge­se­hen, die un­er­träg­li­che Ge­sund­heits­be­las­tung der Be­völ­ke­rung als „nor­ma­ler Flug­be­trieb“ de­kla­riert und freund­li­che(!) An­ru­fer da­durch zum Schwei­gen ge­bracht, dass man zunächst nicht ein­mal den ei­ge­nen Na­men am Te­le­fon nennt und dann ein­fach ein­hängt. Was soll ei­nem denn pas­sie­ren? Nichts. Eben. Die Uni­form ver­edelt den Men­schen?

Aus an­de­rer Leu­te Le­der ist gut Rie­men schnei­den. Oder, auf die Si­tua­ti­on in der TRA LAU­TER an­ge­wandt: Da es mich dort, wo ich woh­ne, nicht be­trifft und das auch so blei­ben soll, las­se ich den Lärm- und Ab­gas­müll wo­an­ders, vor­zugs­wei­se im­mer an der­sel­ben Stel­le, ab­la­den. Nicht oh­ne vor­her auf die Not­wen­dig­keit und Al­ter­na­tiv­lo­sig­keit die­ser mei­ner Hand­lung hin­zu­wei­sen.

Es ist drin­gend an der Zeit, dass die­se Ein­stel­lung auf den Prüf­stand kommt. Wir ha­ben nächs­tens Wah­len, mit­hil­fe de­rer je­der sei­ner Po­li­ti­ker­ver­dros­sen­heit Aus­druck ver­lei­hen kann. Und es auch drin­gend soll­te.